Die Schuh-Saga, oder: Schon tausendmal passiert. So oder anders.

Artur, ein norddeutscher Industriemechaniker im besten Alter, war ein begeisterter Outdoor-Enthusiast, der sich gerne in der Natur verlor. An einem sonnigen Mallorca-Urlaubsmorgen beschloss er, eine Wanderung zu unternehmen. Er kramte seine Wanderschuhe aus dem Koffer hervor – die gleichen, die er vor Ewigkeiten zuhause auf dem Dachboden abgestellt hatte. Kaum getragen. Eigentlich wie neu. Dachte er.

Der erste Kilometer verlief reibungslos. Artur fühlte sich in seinem Element, während er durch Kiefer- und Steineichenwälder streifte. Er beobachtete Schmetterlinge, roch den erdigen Duft des Waldes und genoss die Ruhe fernab der heimischen Hektik. Doch je weiter er wanderte, desto unangenehmer fühlten sich seine Schritte an. Es war, als würde er über die Erde gleiten, anstatt festen Halt zu finden. Verwirrt hielt Artur inne und blickte nach unten. Nein! Seine Schuhsohlen fehlten! An beiden Schuhen klafften Lücken, die den Blick auf seine Socken freigaben.

Artur stand da wie versteinert. Wie zur Hölle konnte er seine Schuhsohlen verlieren? Sollte er lachen oder weinen? Er beschloss, den Weg ein Stück zurück zu balancieren, in der Hoffnung, dass er die verlorenen Sohlen wiederfinden würde. Er hüpfte von einem Fuß auf den anderen, versuchte, den Boden möglichst wenig zu berühren.

Nach einigen akrobatischen Verrenkungen sah Artur endlich einen vertrauten Anblick: Eine seiner Schuhsohlen hing an einem niedrigen Ast fest. Er konnte sein Glück kaum fassen und kämpfte mittels Pflaster und Schnürsenkel, um Sohle Nr. 1 wieder an ihrem Platz zu befestigen. Auch ein alter Kabelbinder - so etwas hat man(n) ja für alle Fälle im Gepäck - stellte sich als hilfreich heraus. Mit einem tiefen Seufzer erblickte Artur Sohle Nr. 2 ein gutes Stück weiter im Hang, von einem Windstoß erfasst.

Schließlich, nach einigen komischen Verrenkungen und akrobatischen Einlagen, waren die Schuhe wieder so halbwegs zusammengeflickt und Artur setzte seine Wanderung auf schwachen Sohlen vorsichtig fort. Er konnte nicht anders, als über die skurrile Situation zu lachen.

Und die Moral von der Geschichte? Wanderschuhe wollen bewegt werden! Je länger sie unbenutzt rumstehen, desto eher ermüdet das Material. In den meisten Fällen der Kleber. Von diesem Tag an prüfte Artur immer gründlich seine Ausrüstung, bevor er sich auf eine Wanderung begab, und er erzählte seine Geschichte von den verlorenen Schuhsohlen oft, immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. 

 

Wem ist es auch schon mal so ergangen?

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